Die Insulare Gemeinschaft während des Walfangs im 18. Jahrhundert

Die Insulare Gemeinschaft während des Walfangs im 18. Jahrhundert

Um zu verstehen, warum die Borkumer so sind wie sie sind, ist ein Blick auf die historische, insulare Gemeinschaft notwendig. Man saß sozusagen im selben Boot oder besser gesagt, auf derselben Sandbank. In kleinen Dörfern mit weniger als 300 Einwohnern bleibt nicht viel vor den Augen des Nachbarn verborgen. Jeder kennt die Nöte des anderen, sind sie doch oft auch die eigenen.

Doch schauen wir uns doch erst einmal unsere kleine Dorfgemeinschaft an. Vorwiegend gab es auf der Insel Bauern, deren recht kleinen Höfe, im Vergleich zu den großen Bauernhöfen der Krummhörn nur bescheidene Erträge abwarfen. Es gab auf der Insel 12 Altbauern Plätze plus dem Vogt und Pastoren, deren Ländereien ebenfalls einen Altbauern Status hatten.[1]  Ihre Höfe waren groß genug um in der Regel 8-10 Kühe zu halten und das Heu für diese im Winter zu ernten.

Die Einwohner des Eilandes mussten oft zusätzlich auf andere Einnahmequellen ausweichen. So wurden sie erfahrene Küstenfischer. Einige von ihnen gingen gar ganz in die Seefahrt und wurden Schiffer oder Seelotsen. Einige heuerten bei den Emder, Hamburger oder niederländischen Walfängern an. Damit begann für die Insel ein wirtschaftlicher Aufschwung, der der Insel annährend 80 Jahre einen gewissen Wohlstand sicherte, aber auch für viel Leid sorgte. Denn der Walfang war ein gefährlicher Broterwerb. Jeder dritte blieb dabei auf der Strecke und hinterließ seine Familie ohne gesicherte Einkünfte.

Die Borkumer fahren auf Walfang

Die Einkünfte während er Walfängerzeit bargen nicht für jeden Wohlstand.[2] Man kann die wirtschaftlichen Einkommen der Insulaner in drei Gruppen aufteilen. Zum einen waren das die Witwen und Einwohner ohne Haus- oder Grundbesitz. Diese wurden oftmals aus den Geldern der Armenkasse über Wasser gehalten, in die die wohlhabenden Walfänger einzahlten. Sozusagen eine Art soziales System. Die zweite Gruppe bestand aus den Leuten mit einem Häuschen und etwas Landbesitz aber die oftmals von der Hand in den Mund lebten und von einem ertragreichen Fangjahr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren.  Nur die dritte Gruppe der Borkumer war in bescheidenem Maße reich und unabhängig von schlechten Fangjahren. Sie bestand zum Großteil aus den sehr erfolgreichen Commandeuren und einigen Altbauern, sie waren so wohlhabend, dass sie sicher vor wirtschaftlichen Krisen waren. In der harten Zeit des Walfangs ist jedoch niemand auf der Insel verhungert und alle hatten zu Essen, das man sich oft auch auf illegalem Wege durch Wilderei in den Dünen beschaffte.

 de Vergulde Walvis

de Vergulde Walvis

Wenn das Jahr gute Erträge im Walfang brachte, ging es allen auf der Insel verhältnismäßig gut. Man konnte sich auf der Insel einen bescheidenen Luxus leisten und es sich gut gehen lassen. Blieben jedoch gute Fangergebnisse aus, und die mageren Jahre wurden mehr, je länger die Ausbeutung des Eismeeres voranschritt. Kam es vor, dass sie wenig oder gar nichts verdienten. Denn die oft als Offiziere auf Walfängern dienenden Borkumern waren damit als Partfahrer direkt am Erfolg der Unternehmung interessiert. Sie bekamen nur eine kleine Heuer oder ein Handgeld, wurden jedoch direkt am Fang beteiligt.[3] Wenn jetzt also ein ertragsarmes Jahr war, traf dies diejenigen besonders hart, die wenig oder gar keine Rücklagen hatten. Sie lebten dann oftmals auf Pump indem sie sich Geld bei den erfolgreichen Commandeuren zu einem entsprechenden Zinssatze liehen. Man braucht hier nur einen Blick in die Hypothekenbücher der damaligen Zeit werfen, um zu erfahren, wem die Insel gehörte. [4]

[1] Siehe auch Ecke, Karl: Rolef Akkermann – Vogt auf Borkum, S. 95

[2] Siehe auch Teerling, Hans: Aus Borkums Vergangenheit Die Walfängerzeit in Wort und Bild,  S. 42

[3] Siehe auch Brinner, Ludwig: Die Deutsche Gönlandfahrt, S.68

[4] Siehe auch Ecke, Karl: Rolef Akkermann – Vogt auf Borkum, S. 99

 

Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte kommt auf unserer historischen Themenführung „Auf den Spuren der Grönlandfahrer“ mit.

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