Kennt ihr schon Queller – das grüne Gold?

Kennt ihr schon Queller – das grüne Gold?

Wenn ihr schon einmal an einer Wattwanderung teilgenommen habt, solltet ihr auch den Queller kennen. Nachdem wir in den oberen Salzwiesen waren, und uns das Milchkraut und den Strandflieder schon näher angeschaut haben, gehen wir mit unserer Wattwanderung jetzt auf die unteren Salzwiesen oder auch den Quellerrasen. Ich möchte euch im Folgenden die Pflanze ein wenig näher erläutern.

Der Queller zählt zu den Gänsefußgewächsen und ist weder ein Schachtelhalm, für den er auf Grund seines Aussehens oft gehalten wird, noch eine Alge, als die er falscherweise oft verkauft wird.

Vom Queller gibt es verschiedene Unterarten, von denen wir im Wattenmeer jedoch nur zwei antreffen – Salicorna Europaea Europaea und Salicorna Europaea Disarticulata.

 

 

Das Verbreitungsgebiet der Gattung Salicorna erstreckt sich auf der Nordhalbkugel von Nordamerika über Europa bis nach Vorderasien, kleinere Bestände anderer Arten sind auch in Afrika zu finden.

Der Queller hat doch gar keine Blüten

Doch, der Queller hat Blüten, soviel vorweg.

Die Blütezeit des Quellers ist von Juni bis September. Die sehr unscheinbaren Blüten des Quellers schließen direkt mit den Blättern ab, die sich eng um den Stängel legen. Die Pollen gelangen mit dem Flutstrom zu den anderen Pflanzen um diese zu befruchten.

Nachdem die Samen ausgebildet wurden, gelangen diese mit der Flut an den oberen Flutsaum, wo sie überwintern und verschiedenen Vogelarten als Nahrung dienen. Im Frühjahr werden die Samen dann von den Schlickkrebsen vergraben und kommen so zum Keimen. Die Wachstumsperiode des Quellers beträgt etwa 6 Monate.

Warum ist der Queller aber so besonders? Einfach gesagt: Der Queller kann in Salzwasser überleben.

Der Queller wird regelmäßig vom Meerwasser überflutet. Dass zu viel Salz nicht gesund für die Pflanzenwelt ist, hat jeder schon einmal erfahren, der seine Topfpflanzen einmal mit Salzwasser gegossen hat. Anders wie anderen Pflanzen macht ihm das viele Salz nichts aus. Im Gegenteil, er braucht es sogar um wachsen zu können.

Achtung jetzt wird’s biologisch – Queller und Osmose

Wenn ihr euch schon einmal mit Botanik beschäftigt habt, so habt ihr auch schon von Osmose gehört. Die Osmose ist von zentraler Bedeutung für die Regulierung des Wasserhaushaltes von Lebewesen und deren Zellen.

Bevor es jetzt zu kompliziert wird:

Das Wasser wandert – vereinfacht gesagt –  durch die Zellmembranen immer dorthin, wo sich die höhere Konzentration von gelösten osmotisch aktiven Substanzen (z.B. Salz) befindet, wie ihr es auf dem Schaubild sehen könnt.

Normalerweise liegt die Salzkonzentration bei Lebewesen bei ca. 0,9% – die Salzkonzentration der Weltmeere liegt im Durchschnitt bei 3,5%.

Daraus lässt sich direkt ableiten, dass die Tiere und Pflanzen in Meeresnähe eigentlich austrocknen müssten.

Dass der Queller nicht austrocknet, liegt daran, dass er das Salz des Meerwassers direkt aufnimmt und in den Zellen speichert. So ist immer sichergestellt, dass immer eine höhere Salzkonzentration im Inneren der Pflanze als im Wasser ist.

Ein zu Viel an Salz wird irgendwann einmal giftig für den Organismus. Die Salzeinlagerung in den Zellen des Quellers kann mit einem Endlager vergleichen werden, was einmal drinnen ist kommt nie wieder herraus. Der Queller ist einjährig und färbt sich im Herbst rot und geht auf Grund des immer höheren Salzgehaltes ein. Aber nicht nur die Biologie des Quellers ist interessant.

Asche zu Asche – was hat Queller mit Glas zu tun?

Der volkstümliche Name des Quellers ist unter anderem Glasschmalz. Weil er einen hohen Anteil an Mineralstoffen hat – weil er ja das Meersalz einlagert, wie ihr grade erfahren habt – liegt der Anteil an Mineralstoffen in der Asche bei knapp 15%.

Die Asche kann als Sodaersatz dienen, Soda (Natriumcarbonat) nimmt in der Glasherstellung seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle ein: es erhöht die Fließfähigkeit der Glasschmelze.

So ist es kaum verwunderlich, dass im 14. Jahrhundert viele Glasmanufakturen in der Bretagne zu finden waren, wo Queller ebenfalls eine große Verbreitung hat.

Ebenfalls wurde die Pflanze, wegen des hohen Anteils basischen Sodas in der Asche zur Herstellung von Seife verwendet.

Es werde Land – Queller als Pionierpflanze

Das Kulturland der Marschen an der Nordseeküste hat im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfahren. Dem Queller kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

Dort wo Queller wächst, wächst auch das Land und zwar in die Höhe. Pro Jahr etwa ein bis zwei Zentimeter, bis zur nächsten Sturmflut. So braucht es ca. 500 Jahre bis das Land auf natürlichem Weg die Höhe der oberen Salzwiesen erreicht. Mit Hilfe des Menschen verläuft der Verlandungsprozess in etwa 150 Jahren.

Zurück zum Queller:

  • Die Flut bringt Sand und andere Schwebeteilchen mit, die an der gummiartigen Oberfläche festkleben
  • Der Queller sorgt zudem für eine Verlangsamung des Gezeitenstroms und beruhigt so den Untergrund.
  • Während der Ebbe trocknet die Oberfläche der Pflanze und der Sand an den Stängeln fällt zu Boden.
  • So wächst der Wattboden, dort wo sich Quellerwatt befindet.

Bon appetit – Kulinarisches vom Queller

So wie vieles im Wattenmeer ist auch der Queller essbar ja er gilt sogar als Delikatesse.  Ihr könnt ihn auf gut sortierten Wochenmärkten, Großmärkten, Fischhallen, Feinkostläden und natürlich im Internet kaufen. Bei einem Kilopreis zwischen 30,00 € und 40,00 € kann man sagen, dass er zu den teuersten Gemüsesorten zählt. In den Niederlanden, wo Queller „Zeekral“ heißt wird er mittlerweile mit großem Erfolg kommerziell angebaut.

Am besten genießt Ihr Queller roh und frisch gepflückt auf einer Wattwanderung. Bevor ihr jetzt aber alle zur Ernte ins Watt lauft, das ist nicht erlaubt.

Ihr könnt den Queller ja käuflich erwerben, um ihn dann als Salat zu essen oder als Quellergemüse zu Deichlamm und Salzkartoffeln.

Hierzu wird er in wenig Butter angeschwitzt und gepfeffert – wer mag kann noch Zwiebeln mit andünsten. Salz braucht es nicht, da der Queller schon salzig genug ist. Dazu Salzkartoffeln oder Petersilienkartoffeln und ein schönes Steak vom Deichlamm medium gebraten mit etwas Kräuterbutter.

Deutschland:

http://www.send-a-fish.de/salicorne-franzoesiche-queller-573.html

https://lachskontor.de/zutaten-zubehoer/algen-gewuerze/272/salicornes?c=54

Östereich:

https://www.fisch-gruber.at/fisch-und-mehr/fisch/rund-um-den-fisch/neu-im-sortiment-seegras-oder-queller

Schweiz:

https://www.salicorne.ch/de/84-meeresprodukte

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