Habt ihr euch das auch schon mal gefragt? Was machen eigentlich Wattführer im Winter? Am liebsten hocken sie auf ihrem Geldhaufen, den sie sich im Sommer zusammenverdient haben, wenn nicht die Schergen des Königs die ganze blinkende Pracht für sich beanspruchen würden.
Also setzen Tüte und ich uns oft genug bei einer kalten Hopfenschorle oder einem gemütlichen Teestündchen hin und planen die Weltherrschaft. Allerdings kommen wir schnell dahinter, dass dies nur mit einem verhältnismäßig großen und finanziell unerschwinglichen Aufwand zu erreichen ist. Darum wenden wir uns dann anderen Herausforderungen zu und überlassen die Weltherrschaft anderen.
Der große Traum eines jeden Wattführers ist es, die Nordwestpassage nach Borkum zu Fuß zu finden und zu bezwingen.
Eines vorweg: Es ist nicht nur verboten – vielleicht ist es gerade deswegen so reizvoll – es ist außerdem lebensgefährlich den Weg zu Fuß durch das Wattenmeer nach Borkum nehmen zu wollen.
Lasst uns doch mal einen etwas näheren Blick auf diese Expedition wagen. Die Strecke dieses Projektes beträgt ca. 12,5 nm (nautische Meilen), entsprechend ca. 23,15 km. Allein für diese Entfernung benötigt ein Fußgänger auf ebener Fläche ohne Hindernisse ca. 5h. Dummerweise ist die von uns angestrebte Strecke nicht unbedingt als Fußgängerfreundlich anzusehen.
Jetzt kommt der kleine Haken an der Sache
Selbst für einen erfahrenen Wattführer, und wir können das durchaus für uns in Anspruch nehmen, ist die Strecke mehr als nur eine sportliche Herausforderung.
Die Lage der Schlickfelder ist auf einer Seekarte nicht ersichtlich. Man kann auf einer Seekarte nur das sehen, was bei der niedrigsten astronomischen Tide (Springebbe) trockenfällt. Das nennt man auch Seekartennull. Wenn man sich die D90 – das ist die Bezeichnung der Seekarte Borkum und Emsmündung – einmal näher ansieht, fällt einem auf, dass nur ein sehr schmaler Korridor zur Verfügung steht. Dummerweise führt der Weg auch noch durch ein betonntes Fahrwasser.
Wann könnten wir also diesen Weg laufen? Das funktioniert eben bei Springebbe, wenn noch zusätzliche Faktoren ins Spiel kommen, damit das Meer eben noch weiter zurückgeht als es bei Springebbe sowieso der Fall ist. Diese Voraussetzungen sind relativ selten. Hinzu kommt, dass man nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung hat. Die Flut kann man nämlich nicht aufhalten. Da im Borkumer Watt auch noch das Wattfahrwasser ist, haben wir gegen Ende der Tour ein weiteres Hindernis.
Fazit: Es ist zu gefährlich die Querung vom Festland nach Borkum zu wagen. Totaler Irrsinn. Es wurde schon oft versucht, auch ist es einmal gelungen. Da wir damit niemals angeben dürften, es geschafft zu haben – als Konsequenz dürfte ein Wattführer mit Entzug der Lizenz rechnen – verwerfen wir den Plan wieder einmal. Wir lieben das, was wir machen – und wir lieben es, darüber zu reden.
Was machen wir morgen Abend?
Dasselbe wie jeden Abend, die Weltherrschaft an uns reißen und das Abendland retten!
Wenn der Donald uns lässt… Watthanse second!