Ostfriesentee – mehr als nur ein Getränk

Ostfriesentee – mehr als nur ein Getränk

Wie wichtig der Ostfriesentee in Ostfriesland verwurzelt ist zeigt allein schon die Tatsache, dass jeder Ostfriese im Schnitt pro Jahr 300 l von dem köstlichen Gebräu trinkt. Das entspricht der 12fachen Menge von dem Rest der Republik. Die Ostfriesen liegen mit dem pro Kopf verbrauch auch weit vor den Engländern und Japanern. Diese Tatsache dürfte damit klarstellen, welchen Stellenwert der Tee hier an der südlichen Nordsee tatsächlich hat. Seit Dezember 2016 zählt die Teekultur Ostfrieslands zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Der Tee kam erst im 17. Jahrhundert durch den aufkommenden Ostasienhandel der Niederländischen Ostindischen Kompanie in unsere Gefilde.  Bis etwa 1675 wurde der Tee fast ausschließlich zu medizinischen Zwecken genutzt. Etwa ab 1720 gab es bereits einen florierten Teehandel in Ostfriesland. Schnell entwickelte sich der Tee zum Nationalgetränk der Ostfriesen. Im Verlauf der Geschichte kam es immer wieder zu Verknappungen des schwarzen Goldes, dem durch die verschiedensten Maßnahmen entgegengewirkt wurde, wie etwa eine florierende Schmuggelei zur Zeit der Napoleonischen Kontinentalsperre (1806-1814). Auch war Borkum ein wichtiger Bestandteil des hiesigen Schmuggelwesens an der Küste.

Teetrinken muss richtig zelebriert werden

Es gibt jetzt sicherlich viele Herangehensweisen um sich mit dem Thema Ostfriesentee zu befassen. Selbstverständlich gibt es den philosophischen Weg, der das Ganze in einer unumstößlichen Zeremonie bis ins letzte Detail vorgeschrieben. Aber so trinken nur die wenigsten echten Ostfriesen ihren Tee. Ich möchte euch aber erst beschreiben, wie der philosophische Ansatz geht. Wenn wir das wissen schreibe ich wie im Normalfall Tee getrunken wird, um dabei die Weltherrschaft oder die nächste Wattwanderung zu planen. Da war doch was…

Als erstes benötigen wir natürlich die Zutaten. Zu allererst natürlich der echte Ostfriesentee, der natürlich nicht in Ostfriesland wächst. Der verwendete Tee ist nur dann echter Ostfriesentee, wenn er in Ostfriesland gemischt wurde. Aber geschützt ist die Marke Ostfriesentee nicht.  Die echte Ostfriesenmischung besteht aus über 20 Teesorten. Hauptsächlich jedoch aus einem kräftigen Assam Tee, der in der gleichnamigen Himalaya Provinz angebaut wird. Weiter werden noch mildere Sorten aus Sri-Lanka verwendet um die magische Mischung herzustellen. Es gibt noch drei traditionelle Teehäuser in Ostfriesland. Ob man jetzt den Tee von Bünting aus Leer, Onno Behrends aus Norden oder Thiele aus Emden bevorzugt ist einem selber überlassen. Allen drei gemeinsam ist der kräftige Geschmack.

Ostfriesentee darf nicht zu lange ziehen

Aber zurück zum Teekochen – nachdem der richtige Tee ausgewählt wurde, legen wir auch schon los.  Nachdem wir das Wasser zu sieden gebracht haben übergießen wir den Tee in der Aufgusskanne. Als richtiges Maß sagt man 4-5 Maßlöffel für eine Kanne mit ca. 1 l Inhalt. Nachdem der Tee zwischen 3 und 5 Minuten gezogen hat geben wir den Tee in die vorgewärmte Servierkanne.

Aber wir benötigen ja noch die anderen wichtigen Zutaten. Der Kluntje – das ist der große, weiße Kandiszucker, der auch vor dem Tee in die feinen Porzellantassen gehört – darf auf keinem Fall fehlen.  Das Knistern des Diamanten, wenn er durch den heißen Tee zerbricht und sich darin auflöst ist ein wichtiger Bestandteil des Rituals. Ebenso wenig darf die Sahne fehlen. Sie wird mit einem speziellen Löffel unter die Oberfläche des heißen Tees, in einem sanften kreisförmigen Schwung entgegen des Uhrzeigersinns eingebracht. So wird die Zeit angehalten um sich zu besinnen. Nur so entsteht das typische Wulkje – die Wolke aus Sahne. Früher wurde hierfür allerdings der Rahm der frischen Milch verwendet.

Drei sind Ostfriesenrecht

Getrunken wird der Tee jedoch traditionell aus feinen Porzellantassen. Ein Umrühren des Tees wird auch als „Kulturbolschewismus“ angesehen. Der echte Teegenuss stellt sich nur ein, wenn der Tee schichtweise getrunken wird. Die Ostfriesen trinken den Tee weder geschüttelt noch gerührt. Erst das cremige der Sahne dann folgt der bittere Tee, der zum Schluss durch die süße des Kandis gemildert wird. Warum es jetzt den kleinen Löffel gibt, wenn doch nicht umgerührt wird ist schnell erklärt. Drei Tassen sind Ostfriesenrecht – das bedeutet in etwa so viel es gibt mindestens drei Tassen Tee pro Person. Es wird jedoch immer nachgeschenkt. Wenn man jetzt keinen Tee mehr möchte stellt man den Löffel in die Tasse um zu signalisieren, ich habe genug.

In diesem Sinne, Prost Tee.

 

Hier findet Ihr weitere Quellen zum Ostfriesentee:

https://www.buenting-tee.de/

https://www.thiele-tee.de

https://www.onnobehrends.de

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.