Wal da bläst er – von Grönlandwalen und Nordkapern

Wal da bläst er – von Grönlandwalen und Nordkapern

Der Grönlandwal (Balaena mysticetus) und der Nordkaper (Eubalaena glacialis) waren die bevorzugte Jagdbeute der alten Walfänger. Durch die intensive Bejagung der Bestände wurden die Arten beinahe ausgerottet. Beim Atlantischen Nordkaper sieht die Bestandssituation nach wie vor beunruhigend aus. Der Bestand der Nordkaper wird auf ca. 100.000 Tiere geschätzt, allerdings bevor der Mensch anfing die Art intensiv zu bejagen. Heutige Schätzungen gehen von knapp 500 Exemplaren aus. Etwas entspannter sieht es bei den Grönlandwalen aus. Ihr Bestand betrug vor dem Walfang ungefähr 50.000 Tiere und kurz nach dem Ende der Jagd auf sie, lebten noch circa 3000 Grönlandwale. Heute leben entlang der Küste Alaskas und Kanadas etwa 15.000 bis 20.000 Exemplare. Die genaue Schätzung ist schwierig, da der Grönlandwal sich lange unter dem Eis aufhält. Die Lebensumstände des Grönlandwals haben mit zu seiner Erhaltung beigetragen. Bezeichnenderweise sind die Bestände entlang der historischen Fanggründe um die Inseln Jan Mayen und Spitzbergen bis heute kaum zählbar.

Grönlandwal (Balaena mysticetus)

Der Grönlandwal gehört zu den Glattwalen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie keine Rückenfinne haben. Die Körperlänge der Weibchen beträgt im Schnitt 15-16 m und kann in seltenen Fällen bis zu 20 m aufweisen. Die Männchen sind wie bei allen anderen Walen etwas kleiner. Bis zu 40% des Körpers werden vom massigen Kopf eingenommen. Das Gewicht kann zwischen 50-70 Tonnen liegen. Der Wal weist eine bis zu 70 cm dicke Speckschicht (Blubber) auf. Auf ebendiese Speckschicht hatten es die Walfänger abgesehen. Die Walfänger unterschieden aufgrund der Körperform, Färbung, Bartengröße und Knochenstruktur mehrere Rassen. Jedoch lassen sich die vielen Variationen eher durch alters- oder geschlechtsbedingte Unterschiede erklären.

Von den Nordkapern lässt sich der Grönlandwal gut unterscheiden. Im Gegensatz zu diesen hat der Grönlandwal keinen markanten Parasitenbewuchs am Schädel und an der Kopfunterseite hat er einen weißen Kehlfleck. Der Oberkiefer hat eine deutliche Verdickung des Knochens, was dem Kopf seine charakteristische Form verleiht. Dadurch ist der Wal in der Lage bis zu 60cm dicke Eisschichten zu durchstoßen. Zum Atmen reicht dem Grönlandwal eine kleine Öffnung im Eis. Grönlandwale können mit Hilfe von Luft und Schall die Dicke des Eises ermitteln.

Der Grönlandwal ist die Walart, die sich am weitesten in die polaren Gewässer zurückzieht. Die Verbreitung der Art erstreckt sich von der Westküste Grönlands in der Straße Davis bis zur Beaufortsee im Norden Alaskas. Ebenso finden wir den Grönlandwal von der Ostküste Grönlands über Spitzbergen bis hin zur russischen Insel Novaya Zemlya in der gesamten Barentssee. Nordkaper hingegen halten sich vorwiegend in offenen Gewässern des östlichen Nordatlantiks auf. Nur zum Kalben kommen sie in Küstennähe.

Über die Fortpflanzung der Grönlandwale ist bislang nur wenig bekannt. Die Geschlechtsreife der Weibchen wird bei einer Körperlänge von 14m angenommen. Bei Männchen wird diese bei ca. 12m Körperlänge vermutet. Das Alter der Grönlandwale kann sehr schlecht geschätzt werden (die Wale können weit über 200 Jahre alt werden), darum ist auch das  Alter für die Geschlechtsreife unbekannt. Die Paarungszeit der Grönlandwale geht von Januar bis Mai. Beobachtet wurden aber auch Paarungen bis in den August. Die Tragzeit beträgt 12-13 Monate. Die Weibchen gebären alle 3-6 Jahre ein Kalb, Zwillingsgeburten sind äußerst selten, aber nicht ausgeschlossen. Hingegen ist das Fortpflanzungsverhalten der Nordkaper etwas besser erforscht. Die Weibchen paaren sich mit mehreren Männchen, um einen Erfolg zu sichern. So findet die Paarung der Nordkaper häufig in Gruppen statt. Die Bullen bemühen sich eher um den Erfolg der Paarung als um das Bekämpfen der Konkurrenten. Die Tragzeit und der Fortpflanzungszyklus sind dem der Grönlandwale sehr ähnlich. Die Kälber sind bei der Geburt etwa eine Tonne schwer und etwa 4-4,5 m lang.

Beide Walarten zählen zu den Bartenwalen und ernähren sich von Plankton. Dafür haben die Wale Hornplatten im Maul, mit denen sie die Nahrung wie mit einem Sieb herausfiltern. Grönlandwale besitzen zwischen 500-700 Barten (250 bis 350 pro Seite), die eine maximale Länge von 4,50 m erreichen können und somit die längsten unter den Bartenwalen. Das Gesamtgewicht der Barten kann mehr als eine Tonne betragen.

Die Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Leuchtgarnelen, dem Krill. Während der Nahrungsaufnahme schwimmen die Wale mit geöffnetem Maul durch die oftmals kilometerlangen Krillschwärme. Furchenwale wie der Buckelwal tauchen von unten mit geöffnetem Maul durch einen Krillschwarm hindurch. Die Wale müssen soviel fressen, damit sie eine dicke Speckschicht zur Wärmeisolierung aufbauen können. Wegen ihrer Speckschicht wurden die Wale ja auch beinahe ausgerottet. Die Wale fressen allerdings nicht das ganze Jahr über hindurch. Vorwiegend in den Sommermonaten in den arktischen Regionen, wo die Nahrung dann in riesigen Mengen vorkommt kann man Wale beim Fressen beobachten. Der tägliche Nahrungsbedarf wird auf ca. 500-600kg am Tag geschätzt. Die Wale gehen in der Zeit täglich 10-20 Stunden aktiv auf Nahrungssuche. Während der Nahrungssuche tauchen Grönlandwale im Schnitt etwa 3-12 Minuten und bleiben relativ dicht an der Wasseroberfläche. Dabei schwimmen Sie im etwa 3-6 km/h schnell.

Diese bekannten Verhaltensweisen der Wale hat dazu geführt, dass man sie ab Mitte des 17. Jahrhunderts intensiv bejagt hat. Die Wale hielten sich an der Oberfläche auf und waren langsam und keine ausdauernden Taucher. Außerdem war der Gewinn eines Wales aufgrund der großen Mengen an Blubber immens. Die Speckschicht sorgte dafür, dass das erlegte Tier an der Oberfläche trieb und man es so Richtung Verarbeitung schleppen konnte.

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